Das Vaterunser – Ohne Gott ist unser Leben sinnlos und ziellos – Ohne ihn kommt es zum Kampf aller gegen alle

Das Vaterunser aus dem Gebetbuch (Männer im Gebet) meines Grossvaters. War immer so, und wir immer so sein.

Eine Anbetungsstunde

Das Vaterunser ist die Krone aller Gebete, ein siebenfarbiger Regenbogen, der die Brücke schlägt von der Erde zum Himmel, ein Saitenspiel mit sieben Saiten, das wundersame Melodien einflicht ins Werktagsleben und in die Sonntagsfeier der Menschheit.

Einleitungsgebet

Herr und Gott! Durch deinen Sohn Jesus Christus hast du uns beten gelehrt. Du weisst, dass uns das Beten oft schwer wird. Es sollte uns eine Freude sein, und doch finden wir nicht immer den rechten Weg dazu. Es sollte uns ein Bedürfnis sein, und doch müssen wir es erkämpfen. Oft ist es der Stolz, der uns nicht beten lässt, oft die Lauheit und Bequemlichkeit, oft fehlt uns der Mut dazu, wenn wir an unsere Sünden denken.

Jetzt möchten wir wieder in die Schule des Gebetes kommen. An jenem herrlichen Gebet, das uns dein Sohn selbst vorgebetet und als Beispiel gegeben hat, wollen wir wieder mit rechtem Vertrauen, aus starkem Glauben heraus und mit frohem Herzen beten lernen. Herr, lehre uns beten! So bitten auch wir, wie die Apostel den Meister baten. Amen.

Vater unser, der du bist im Himmel

Mit einer wunderbaren Anrede lässt uns der Herr beginnen. Wir dürfen zu Gott "Vater" sagen. Da ist mit einem kurzen Wort schon eine Wahrheit ausgesprochen, welche eine ganze Welt glücklich und froh machen kann. Gott, der unendliche, gewaltige und allmächtige Herr der Welt, dessen Wort genügt, dass Sonnen sich entzünden und verlöschen,

Welten entstehen und vergehen, neues Leben wird und sich nach seinem Mass und Plan entwickelt, Gott, vor dem Himmel und Erde sind wie ein Stäublein an der Sonne, - er ist unser Vater! So viel Glück und Trost liegt in diesem Wort! Wir dürfen mit ihm reden wie Kinder mit dem Vater. Wir sind sicher, dass er uns versteht. Immer hat der Vater ein Ohr für das Flehen seiner Kinder. Und wenn wir selbst Männer und Väter und Vorgesetzte sind, wie froh sind wir, dass auch wir einen Vater in Himmel haben, dass auch wir vor ihm noch Kinder sein können.

Aber noch viel mehr sagt uns dieses erste Wort! Gott ist der Vater aller Menschen. Alle hat er so beten gelehrt; also schliesst er keinen von seiner Vaterliebe aus. Gute und Böse, Gläubige und Ungläubige schliesst er ein. Und wenn wir ihn alle Vater nennen sollen, dann sind wir alle Brüder. Kinder und Greise, Männer und Jünglinge, Arbeiter und Meister, Herren und Diener, sie alle sollen die Hände aufheben zu ihrem Vater.

So kann nur der aufrichtig "Vater unser" sagen, der seinem Mitmenschen wahrhaft Bruder ist. So dürfen wir dieses Wort nur dann in den Mund nehmen, wenn wir alle seine Kinder ehren und nicht ein einziges von ihnen hassen.

Lasset uns beten!

Vater unser, der du bist im Himmel, nimm unsern aufrichtigen Dank! Dich dürfen wir Vater nennen, den Himmel und Erde nicht zu fassen vermögen, in dessen Hand alle Gewalt ruht, auf dessen Wort das Weltall gehorcht. Du hast alle Vatergewalt über uns. Und in dir ist alle Vaterliebe.

Weil du unser Vater bist, kennst du uns alle. Dir dürfen wir unsere Not klagen, dir unser Glück zeigen, wie die Kinder es tun. Gib uns heilige Väter! Väter nach deinem Ebenbild und Beispiel! Väter, die dich zum Vater haben, die ihren Kindern ein Abbild Gottes sind.

Weil du alle Menschen Vater bist, mache alle Menschen zu Brüdern! Keinen hast du vergessen, keinem versagst du die Hilfe, alle sind dir teuer und wert. Sende diesen Geist der Brüderlichkeit zu Herren und Dienern, zu Meistern und Arbeitern, zu arm und reich, zu jung und alt. Alle mögen sich wiederfinden bei dir, dem Vater aller Menschen, der im Himmel ist. Amen. Vater unser. Ave, Maria, Ehre sei.

Geheiligt werde dein Name

An die Spitze aller Bitten stellt der göttliche Meister die Heiligung des Namens Gottes. Gott, von dem wir alles haben, zu dessen Ehre wir erschaffen sind, soll gepriesen und verherrlicht werden von jedem Mund. Alle sollen wissen, dass er der Heilige, der Erbarmer, der Unerforscherilche, der Wohltäter und Retter ist. Wenn der herrliche Himmel, die wunderbare Natur, jedes Geschöpf die Spur Gottes an sich tragen und damit ihren Schöpfer loben, dann sollen die Menschen erst recht ihn loben. Sie erkennen ihn ja als ihren Herrn und Gott.

Auf seinen göttlichen Namen sind wir getauft worden. Er steht am Anfang unseres Lebens. In seinem Namen werden wir rein von unsern Sünden, wenn der Priester uns in diesem Namen die Losprechung gibt. Und sein Name muss am Ende unseres Lebens stehen, wenn er unser Tod beschliesst. Und alles, was wir tun, ist nur dann gut, wenn es in seinem Namen getan ist.

Weil vor allem in der Kirche sein Name würdig gepriesen und geheiligt wird, möge die Welt erkennen, dass dort die Heimat aller Menschen ist. Dort wollen wir ihn loben und preisen, den Vater im Himmel, wo er seine Wohnung hat unter den Menschen, wo seine Priester sind, wo die heiligen Quellen der Gnade fliessen und sein Wort gelehrt wird.

Lasset uns beten!

Herr des Himmels und der Erde! Heilig, heilig, heilig bist du, Gott der Herrscharen! Du bist der Schöpfer der Welt, der Lenker und Herr aller Dinge. Deiner allmächtigen Hand und deinem liebenden Herzen entstammen alle Geschöpfe. Wunderbar ist dieses Werk, ein herrliches Zeugnis deiner göttlichen Weisheit. Alles was du erschaffen hast ist dir zum Lob und Preis geschaffen. Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, die Erde rühmt deine Macht und Herrlichkeit.

Geheiligt und gepriesen, gelobt und angebetet seist du, o Herr, von uns, deinen unwürdigen Söhnen. In dir allein ist unser Heil, von dir allein kommt unsere Rettung, auf dich allein hoffen wir ganz und gar. Dein heiliger Name ist angerufen über uns durch das heilige Zeichen der Taufe. Deinem Namen haben wir uns verpflichtet mit einem heiligen Schwur.

So soll unser Wort und unsere Tat dich, unsern Herrn, loben und ehren mutig und freudig vor aller Welt. Die Welt soll erkennen, dass du der Herr und Schöpfer, der Erbarmer und Eretter, der Belohner des Guten und Bestrafer des Bösen bist. Vor dir sollen sich die Knie beugen, vor unseren gemeinsamen Vater und Gott.

Deine heilige katholische Kirche sei uns eine liebe Heimat, denn du bist bei ihr. Dort soll unser Lob dich rühmen, unser Beten zu dir emporsteigen, wo deine Priester opfern, wo dein Wort uns belehrt. Ehre sei dir und Ruhm in alle Ewigkeit! Amen.

Vater unser, Ave, Maria. Ehre sei.

Zukomme uns dein Reich

Jesus Christus ist gekommen, um das Reich Gottes auf der Erde zu gründen. Nicht nur der Himmel ist Gottes Reich. Auch die Erde muss es sein. In der heiligen Taufe wurden wir Bürger, in der Firmung Volljährige dieses Reiches. Das war das Wirken Jesu Christi auf Erden, dass alle Menschen Bürger dieses Reiches werden, dass die göttlichen Gesetze dieses Reiches allen verkündet und von allen gehalten werden, dass alle die Wohltaten dieses Reiches erfahren.

Es ist das Reich des Lichtes und der Wahrheit, das auf Erden immer kämpfen muss gegen das Reich der Finsternis. Das Reich der Liebe gegen das Reich des Hasses und der Sünde. Das Reich der Gnade gegen das Reich der Gewalt und Selbstsucht. Dieses Gottesreich kommt zu uns und ist in uns, wenn wir in der Gnade Gottes sind, wenn wir seine Gebote halten, wenn Gott unser König ist.

Darum bitten wir in dieser zweiten Bitte, dass Gott König sei über alle Welt. Dass er anerkannt werde als Herr und Gebieter aller Menschen, dass wir mithelfen, sein Reich auszubreiten über alle Welt. Ohne Gott ist unser Leben sinnlos und ziellos. Ohne Gott muss die Menschheit dem Reich des Bösen verfallen. Ohne ihn kommt es zum Kampf aller gegen alle. Mit ihm aber, und in seinem Reich bekommt unser Leben Sinn und Ziel; das Himmelreich.

Mit ihm und in seinem Reich vermögen wir das wahrhaft Gute und Heilige zu erreichen, dass die Welt Frieden bekommt, weil sein Reich ein Friedensreich und er der König des Friedens ist.

Lasset uns beten!

Dein heiliges Reich, o himmlischer Vater, komme zu uns auf die Erde! Dein göttliches Licht erleuchte unsere Finsternis! Du lehrst die Wahrheit, wie wir suchen, du lehrst die Güte, die uns not tut, du gibst die Gnade, die uns heilig macht. Das ist dein Reich, dass wir Kinder Gottes sind, deine glücklichen Untertanen. Du als König sorgst für uns, wie niemand für uns sorgen kann.

Du wachst über die Sicherheit unserer Seele, über das grösste und heiligste Gut, das wir hier auf Erden haben. Sei König über uns! Dein Reich komme zu uns!

Wir stehen beständig im Kampf gegen das Reich des Bösen. Jesus Christus hat es besiegt. Auch wir wollen in seiner Kraft es besiegen. Gib uns den Sieg über alle schlechten Gedanken, über alles böse Begehren, über alle Selbstsucht und allen Eigensinn. Sende deinen göttlichen Frieden, der in deinem Reiche wohnt, damit die Erde ein Abbild deines himmlischen Reiches werde, in dem du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.

Vater unser. Ave, Maria. Ehre sei.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden

Was Gott will, das ist gut. Denn in Gott ist höchste Weisheit und höchste Güte. Er kennt uns alle, besser, als wir selbst uns kennen. Er kennt unsere Verhältnisse und unsere Not, unsere Kraft und unsere Schwäche. Er ist der Wegweiser für jeden guten Weg, der Berater für jeden Zweifel, der Helfer für alle Schwachen. Seine Güte will nur unser Bestes. Auch dann, wenn er uns züchtigt und straft. Denn er ist gerecht und sein Wille ist heilig.

Doch nicht die, welche sagen "Herr, Herr!", werden in das Himmelreich gelangen, sondern die, welche seinen Willen erfüllen. Oft und auch manche Art und Weise tut uns Gott seinen Willen kund. Er lässt ihn in der Kirche verkünden, er spricht durch unser Gewissen, er redet durch die Gesetze der Natur zu uns.

Diesen Willen müssen wir anerkennen und erfüllen. Es ist nicht der Weg der Bequemlichkeit, sondern der Weg des Opfers. Jesus Christus hat den Willen seines Vaters erfüllt bis zum furchtbaren Tod am Kreuz. Das ist unser Beispiel. Nicht Worte will der Vater, sondern Taten und Beweise. Wie die Engel im Himmel seinen Willen tun, so soll er auch auf Erden geschehen: ohne Zweifel, ohne Zögern, aus Liebe zum Vater und im Vertrauen auf seine Weisheit und Güte, auch wenn wir es nicht verstehen können.

Lasset uns beten!

Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden! Wie heilig ist dein Wille, o Gott! Nichts anderes willst du, als dass wir alle auch heilig werden. Du willst nicht, dass ein einziger Mensch untergehe. Auch der Sünder soll nicht sterben, sondern sich bekehren und leben. Doch oft ist uns dein Wille ein Geheimnis.

Wir verstehen ihn nicht und wir werden im Vertrauen schwach und wankend. Lehre uns, o Herr, deinen Willen treu zu erfüllen! Du bist ja die Weisheit selbst, die Güte, die Liebe, die Gerechtigkeit. Wer könnte noch zweifeln, dass du unser Bestes willst? Wer könnte es besser mit uns meinen als du?

Du hast uns deinen Sohn  gesandt, dass er uns sterbend erlöse. Er hat uns für deinen Willen die Augen geöffnet, er ist das Licht der blinden Menschheit. Er hat uns deine Gnadenquelle erschlossen, durch die wir heilig werden können. Lass uns diese Heilsmittel erkennen, die rechte Lebensregel, den Wegweiser zur Wahrheit, die Kirche als Verkünderin deiner Gebote. Gib uns nicht nur guten Willen, sondern auch das Vollbringen, die gute Tat.

Deine heiligen Engel erfüllen am besten deinen Willen. Du hast sie uns zu Schutzengeln gegeben. Auf ihre Mahnung wollen wir hören, damit auf Erden dein Wille geschehe, wie er im Himmel geschieht. Amen.

Vater unser. Ave, Maria. Ehr sei.

Gib uns heute unser tägliches Brot

Durch Jesus Christus hat uns der himmlische Vater sagen lassen: "Euer Vater weiss, dass ihr Speise und Trank und Kleidung nötig habt." Gott, der jeder Pflanze, dem Tier seine Nahrung gibt und seinen Schutz gewährt, wird erst recht uns nicht vergessen, für die alle andere geschaffen ist. Auch wir vereinigen uns mit der Stimme aller Geschöpfe, die zu Gott rufen: Gib uns heute unser tägliches Brot.

Nur Heiden und Ungläubige können sich mit Angst sorgen, was sie essen, was sie trinken, womit sie sich kleiden sollen. Wer weiss und glaubt, dass Gott der gütige Vater ist, der kann nicht zweifeln, dass die Bitte um das tägliche Brot in Erfüllung geht. Allerdings nicht die Bitte um Überfluss. Das tägliche Brot wird er uns geben, so viel, wie jeder Tag nötig hat.

Darauf können wir sicher vertrauen. Denn unsere Mässigkeit soll nicht in Gefahr kommen zu vergeuden. Wenn wir so bitten, dann dürfen wir Arbeit und Fleiss nicht scheuen; aber wir müssen darum beten, dass Gott diese Arbeit und diesen Fleiss segne, und dann dürfen wir guten Mutes sein.

Dann erfüllt sich an uns, dass wir zuerst das Reich Gottes suchen, und alles andere wird uns dazugegeben werden. Durch die ehrliche, tüchtige und fleissige Arbeit, durch Mässigkeit und geordnete Sorge machen wir uns empfänglich für den göttlichen Segen. So kann niemand zweifeln, dass Gott uns erhören wird.

Lasset uns beten!

Gütiger Vater im Himmel! Aus deiner Hand haben wir das Leben empfangen, Leib und Seele, damit wir für beide sorgen. Die Sorge um unser leibliches Leben ist vielen so schwer. Mit schwerer Arbeit müssen sie sich Tag für Tag, für Frau und Kind das nötige Brot zu verdienen. Du weisst das, o Gott.

Du siehst unsere Mühe und Arbeit, unsern Fleiss und und unsere Anstrengung. Höre unsere Bitte, wenn wir um das tägliche Brot beten. Du willst ja selbst, dass wir darum flehen.

So kommen wir mit grosse Vertrauen zu dir und bitten um unser tägliches Brot. Segne du unsere Arbeit, gib uns allen genügend Verdienst, damit wir in einfacher Lebenshaltung, in gesunder Mässigkeit unser Leben erhalten können.

Wenn wir zuerst das Reich Gottes suchen, dann hast du uns alles andere dazu versprochen. Auf dieses Versprechen vertrauen und bauen wir. Lehre uns einfache Mässigkeit, lehre uns Zufriedenheit mit dem täglichen Brot, lass uns Vergeudung und Masslosigkeit verabscheuen.

Aber nicht nur für uns selbst, auch für unsere leidenden Mitmenschen bitten wir dich. Gib ihnen allen Vertrauen in deine Vatergüte, Glauben an deine Vorsehung, das richtige Lebensziel. Lass sie nicht aufgeben in der Sorge für die irdischen Dinge, sondern öffne allen die Augen für dich und für alles, was zu dir führt, der du aller Menschen Glück und Freude bist. Amen.

Vater unser. Ave, Maria. Ehre sei.

Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern

Bisher haben wir um Gaben gebeten. Um geistige und irdische Werte. Von jetzt an bitten wir um Abwendung von Übeln, ebenfalls von geistigen und irdischen. Dazu finden wir den Mut, wenn wir zum leidenden Erlöser gehen. Wenn wir sehen, dass er seinen eigenen göttlichen Sohn zum Sühnopfer hingegeben hat, damit uns unsere Schulden vergeben werden.

Wenn wir um Vergebung unserer Sünden bitten, dann müssen wir sie zuerst selbst erkennen. In aller Offenheit und Ehrlichkeit. Denn unsere Sünden liegen vor Gott offen da. Wer glaubt, er brauche keine Sünden zu bekennen, der betrügt sich selbst.

Es gibt ja kaum einen Tag, an dem wir abends mit ruhigem und reinen Gewissen, frei von Fehlern und Schuld, vor Gott hintreten können. Und oft müssen wir gar einsehen, dass die Neigung zur Sünde noch grösser, die Luft zum Guten noch schwächer geworden ist.

Aber Gott stellt zur Vergebung unserer Sünden eine Bedingung: Zuerst sollen wir denen verzeihen, welche bei uns in Schuld stehen. Denn wenn wir die hassen, die uns hassen, dann können wir von ihm keine Verzeihung erhoffen.

Ebensowenig, wenn wir die beleidigen, welche uns beleidigt haben. Daher ist unser Verzeihen und Vergeben die Voraussetzung für die Verzeihung Gottes. Deshalb bitten wir zugleich, dass uns nicht Gedanken des Hasses, der Rache, der Feindschaft und der Schadenfreude erfassen, weil sonst das Blut des Erlösers für uns umsonst geflossen wäre. Wir wären seiner nicht würdig.

Lasset uns beten!

Barmherziger Vater im Himmel! Nun lass uns unter das Kreuz Christi treten! Lass uns sehen, was er leiden muss um unserer Sünden willen. Welch schreckliche Marter trägt er für uns! Und alles nur zu einem Ziel: zur Vergebung unserer Sünden. In deiner göttlichen Liebe hast du alles getan.

An uns ist es nun, unsere Sünden wirklich zu erkennen, in ihrer ganzen Tiefe und Schlechtigkeit, sie vor dir zu bekennen in Reue, Demut und Aufrichtigkeit. Nimm unser Bekenntnis gnädig an!

Durch die Sünden haben wir deinen Zorn verdient. Du aber erbarmst dich unser. Wir haben gerechte Strafe auf uns geladen, du aber kommst wie ein Arzt der Seele. Wir sind gegen dich undankbar gewesen, du aber gebst dem verlorenen Lamme nach und befreist es aus den Dornen.

Vergib uns unsere Schulden! Mach uns rein und gut! Auch wir vergeben unsern Schuldigern. Daran soll die Welt erkennen, dass wir deine Jünger sind, dass wir einander lieben. Diese schwere Liebe des Verzeihens lehre uns! Wie dein Sohn am Kreuz den Henkern verziehen hat, so wollen auch wir vergeben lernen. Dass du uns die männliche Kraft dazu geben wolltest, darum bitten wir, o Herr. Amen.

Vater unser. Ave, Maria. Ehre sei.

Führe uns in der Versuchung

Die Macht des Bösen ist furchtbar. Nicht jene haben sie zu spüren, welche sich um die eigene Besserung und Heilung nicht kümmern, sondern jene, welche sich bemühen, ein Leben nach dem Gesetz Gottes zu führen.

Der Teufel, der umhergeht wie ein Löwe und sucht, wen er verschlingen könne, ist eine unheimliche Macht. Unbeugsam ist sein Mut und ohne Mass ist sein Hass gegen alles Gute. Nur wer auch diese Wahrheit kennt, kennt wirklich das Leben.

Kein Mensch ist vor der Versuchung sicher. Die Besten am allerwenigsten. Den Fürsten der Apostel, den heiligen Petrus, hat der Teufel so weit gebracht, dass er aus Furcht vor einer Magd seinen Herrn und Meister verleugnete, und nur noch ein einziger Apostel blieb unter dem Kreuz. Da kann sich kein Mensch sicher fühlen ausser denen, die er schon sicher in seiner Macht hat.

Doch wir haben eine grosse Sicherheit gegen alle Macht und List Satans. Er vermag nichts, wenn Gott es nicht zulässt. Und Gott lässt keinen über seine Kräfte versucht werden. Er will nie, dass ein Mensch in Sünde falle, sondern er will, dass seine Kraft erprobt, sein Mut gestärkt und dadurch seine Seele wertvoll und kostbar wird.

Und so bitten auch wir nicht um Verschonung von allen Versuchungen, sondern um Kraft in der Gefahr, um Hilfe in der Not der Seele, um eine richtige Selbsterkenntnis im Kampf gegen den Bösen Feind. So werden wir stark, das schwere Kreuz bis zum Berg hinauf zu tragen, wenn es uns noch so oft zu Boden drücken will.

Lasset uns beten!

Starker Helfer in der Not! Unser Leben liegt offen vor dir. Du weisst auch, wie leicht wir der Gefahr erliegen. Wie oft gerade dann die Versuchung am stärksten wird, wenn wir die besten Vorsätze gemacht haben. Wie oft sind wir schon über uns selbst enttäuscht worden! Wie manche gute Absicht ist schon untergegangen! Die Versuchung war stärker als unser Widerstand.

Du, o Herr, hast es zugelassen, dass der Böse Feind uns versucht. Und du hast uns das Beispiel gegeben, wie wir ihm begegnen sollen. Lass uns die Macht des Bösen nicht vergessen.

Lass uns seinen Hass nicht unterschätzen. Lass uns nie vergessen, wie schwach wir allzeit sind, am schwächsten dann, wenn wir uns am sichersten fühlen. Tausend Möglichkeiten zur Sünde öffnen sich uns jeden Tag. Wir tragen unsere Seele in leicht zerbrechlichen Gefässen.

Doch du weisst das alles. Du willst niemals die Sünde, sondern nur unser Bestes. Durch die Versuchung mache uns stark! Durch die Gefahr stärke unsern Mut! Durch die Prüfung gib uns die Kraft des Widerstandes! Du bist ja allzeit bei uns, du mächtiger Beschützer aller Menschen.

Gib uns ein wachsames Auge, ein allzeit bereites Gebet, ein starkes Vertrauen auf dich. Denn dein ist der Sieg über alles Schlechte, du bist der siegreiche Führer der Menschen, der die Welt überwunden hat. Wer mit deiner Hilfe siegt, der wird am Ende alles besitzen. Amen.

Vater unser. Ave, Maria. Ehre sei.

Sondern erlöse uns von dem Übel

Die letzte Bitte, die der Herr uns beten lehrt, ist die Zusammenfassung aller andern. Jesus hat diese Bitte selbst für die Apostel an seinen Vater gerichtet, als er von ihnen Abschied nahm: "Ich bitte, behüte sie vor dem Übel."

Not lehrt beten. Mancher hat den Herrgott erst in der Not wiedergefunden. Und mancher hat ihn verloren, weil es ihm auf Erden zu gut gegangen ist. Aber das Gebet in der Not ist nur die unterste Stufe. Wenn wir um Erlösung von allem Übel beten, dann tun wir es darum, dass wir Gott, den Erlöser, anbeten, unsere Hoffnung und unser Vertrauen um so fester auf ihn richten.

Wohl sollen wir zu Gott beten, dass er von uns Krankheit, Hunger, Krieg und Not abwende, dass er uns erlöse von Verleumdung, Verfolgung, Feuerung und Ungewitter. Aber schlimmer als dies alles ist die Sünde, die Verführung, der Abfall vom Glauben und alle Schlechtigkeit.

Das sind die eigentlichen Übel der Welt. Erst mit diesem sind alle andern über uns hereingebrochen. Jede Art von Unglück und Mühsal, die Gott uns schickt, können wir ertragen. Er kennt unsere Kräfte. Und wir sollen sie nicht nur gleichmütig, sondern freudig tragen, weil sie uns rein und stark machen. Nicht tragen aber dürfen wie Sünde und Schlechtigkeit. Unsere ganze Widerstandskraft, deren wir fähig sind, zusammen mit der Gnadenkraft Gottes müssen wir dagegen aufbieten. Wir allein sind zu schwach. Daher bitten wir unsern Vater im Himmel, dass er uns erlöse von allem Übel.

Lasset uns beten!

Barmherziger Vater! Zu dir allein können wir rufen: "Erlöse uns von allem Übel!" Du allein weisst, was für uns gut und heilsam ist, du weisst, welche Last wir zu tragen vermögen, und welcher wir unterliegen müssten. Du kennst die Not der Armen, die um das Notwendigste ringen, die Schmerzen der Kranken, die lieber sterben möchten, das Unglück der Schwergeprüften, denen die Naturgewalten die Arbeit ihrer Hände vernichtet haben.

Du kennst die Not der Witwen und Waisen, der Verspotteten und Verleumdeten, der Hungernden und Frierenden. Du in deiner Weisheit allein kannst ermessen, wozu das alles gut ist. Wir beten mit Jesus am Ölberg: "Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen, doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!"

Vor einem Übel aber mögest du uns immer bewahren, vor dem Übel der Sünde! Bewahre, himmlischer Vater, die unschuldigen Kinder vor der ersten Sünde! Behüte sie vor Verführern und vor schlechtem Beispiel! Führe alle zurück, in in Sünde geraten sind, und reisse die schlechten Gewohnheiten aus ihrem Herzen!

Alle Blindheit des Geistes, alle Verstocktheit und Unbelehrbarkeit, allen stolzen Widerstand gegen deine Güte wollest du brechen. Heile allen Wankelmut und alle Lauheit, alle Charakterlosigkeit und alle Unbeständigkeit, alle schlechte Luft und Begierde, du Erlöser von allem Übel!

Und wenn das Kreuz auf uns wartet, wenn es jeden Tag am Rande des Weges steht, dann zeige uns deinen kreuztragenden Sohn, unsern Herrn und Meister! Zeige uns das Beispiel so vieler Männer und Frauen, die unter dem Kreuz heilig und gut geworden sind. Lass uns eintreten in ihre Reihen, damit wir mit ihnen den Weg des Kreuzes gehen, der uns mit deinem Sohne zur wahren Erlösung von allem Übel führt. Amen.

Vater unser. Ave, Maria. Ehre sei.

Schlussgebet

Vater unser, der du bist im Himmel! In deiner Güte hast du uns beten gelehrt. Du bist wie ein wärmendes Feuer, das die kalte Seele durchglüht. Du hast im Gebet unsern Geist erleuchtet, unser Innerstes für dich gewonnen, uns mit unschätzbaren Gaben beschenkt. Mache stark und fest, was du in uns gewirkt hast.

Durch das Gebet des Herrn erkennen wir unsere Schwachheit. Doch wir fürchten sie nicht, denn du bist ja bei uns. Und möge alle Gefahren auf uns warten, wir legen unser Leben in deine Hand. Dort sind wir geborgen und sicher. "Siehe, Gott ist mein Eretter, und meines Lebens Beschützer ist der Herr!"

So sprechen wir am Ende das "Amen", denn du hast unsern zerfahrenen Geist, der sich von vielem zerstreuen lässt. Siehe unsern guten Willen, der mit dir reden wollte in andächtigem und gesammeltem Gebet. Mögest du, himmlischer Vater, unsere Bitten gewähren, die uns dein Sohn beten gelehrt hat. In ihm und durch ihn sei dir in alle Ewigkeit Lob und Dank und Ehre! Amen.

Vater unser, der du bist im Himmel,

Geheiligt werde dein Name,

Zukomme uns dein Reich,

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden,

Gib uns heute unser tägliches Brot,

Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern,

Führe uns in der Versuchung,

Sondern erlöse uns von dem Übel.